Dienstag, 6. Juli 2010

Google Voice

Google Voice ist ein kostenloser, webbasierte Telefonmanager. Unter dem Motto “Eine Nummer für alle deine Telefone, für immer” hat der bisher nur in den USA verfügbare Dienst das Zeug, die Telefonie zu revolutionieren – und könnte eines Tages Skype gefährlich werden. 

In der Folge der Wirtschaftkrise scheint es, als ob sich junge Webdienste immer seltener den Luxus eines ausgiebigen “Stealth mode” oder einer langen, geschlossenen Beta-Phase gönnen und stattdessen schnellstmöglich einer großen Benutzerzahl Zugang gewähren wollen. Die Konsequenz für Web-Enthusiasten wie uns ist, dass es nur noch wenige Services gibt, auf die wir sehnsüchtig warten und bei denen wir uns auf den Tag freuen, an dem wir eine Einladung zur Testphase erhalten. 

Aber zum Glück gibt es Google

Hier gibt es Google Mail, Google Kalender, Google Sites, Google Apps, Google Docs, Chrome OS, Android und die neuartige Kommunikations- und Kollaborationsplattform Wave, sondern auch der Telefonmanager Google Voice. Wenn es einen Onlinedienst gibt, auf dessen Launch ich persönlich ungeduldig warte, dann ist es dieser. Bisher ist Google Voice lediglich auf Einladung und nur in den USA verfügbar. Google Voice basiert auf dem im Sommer 2007 für kolportierte 50 Millionen Dollar übernommenen Telefondienstleister GrandCentral. 

Im März diesen Jahres schloss der kalifornische Internetriese die Integration von GrandCentral in das eigene Produktportfolio ab und gab den offiziellen Startschuss für Google Voice.Nutzer von Google Voice erhalten eine einzige Telefonnummer, die sie mit Hilfe von Regeln je nach Anrufer an das private, dienstliche oder mobile Telefon weiterleiten und über eine Google Mail ähnliche Weboberfläche verwalten können. Neben zahlreichen Funktionen zum bequemen Steuern und Feinabstimmen des persönlichen Gesprächsmanagements bietet Google Voice einen Anrufbeantworter, der hinterlassene Nachrichten nicht nur in Ton- sondern auch in Textform darstellt. 

Gespräche werden über das Webinterface eingeleitet. Google ruft dann eines der persönlichen Telefone an und verbindet es mit dem gewünschten Gesprächspartner. Telefonate lassen sich auf Wunsch aufzeichnen. Auch Konferenzen und SMS-Versand sowie -Empfang werden unterstützt. Google Voice ist nicht nur kostenlos, sondern bietet in der USA außerdem kostenfreie Anrufe einheimischer Nummern. Für internationale Telefonate fallen geringe Gebühren an, die denen von Skype, JAJAH oder Truphone ähneln. 

Einen großen Schritt macht Google Voice mit der anstehenden Veröffentlichung von Applikationen für Android-Smartphones und Blackberry. Besitzer dieser Geräte können über die Anwendung direkt auf die wichtigsten Google Voice-Funktionen zugreifen und bei ausgehenden Telefonaten ihre Google Voice-Nummer anzeigen lassen. Eine iPhone-App ist in Planung.

Um Nutzern, die einen Invite ergattern konnten, den Einstieg so leicht wie möglich zu machen, arbeitet Google derzeit an Lösungen, existierende Nummern von anderen Providern zu transferieren. Erste Tests dazu laufen zwar bereits, aber bis auf weiteres müssen sich User damit abfinden, von Google eine neue Nummer zugeteilt zu bekommen.
Auch wenn mit dem Einsatz von Google Voice einmal mehr ein Batzen persönlicher Informationen an den Webgiganten aus Mountain View ausgeliefert wird und die Notwendigkeit, allen Kontakten die persönliche Google Voice-Nummer kommunizieren zu müssen, zusätzlichen Aufwand bedeutet, handelt es sich bei dem webbasierten Telefonmanager um ein ein beeindruckendes Produkt, welches endlich Ordnung, Struktur und Effizienz in den Gesprächsalltag bringt.
Entgegen anderslautender Gerüchte plant Google offenbar, Voice vorerst weiterhin nur auf Einladung zugänglich zu machen. VoIP-Anbieter wie Skype müssen sich somit im Moment keine Sorgen machen, von Google in Bedrängnis gebracht zu werden. Langfristig aber ist Voice definitiv eine Bedrohung für alle Unternehmen, die im Markt der digitalen Telefonie tätig sind. Skype beispielsweise wäre daher gut beraten, sein Angebot noch stärker in die Richtung des “Unified Messagings” zu bewegen. Eine Browservariante könnte ein Anfang sein.
Ab wann Europäer Zugang zu Google Voice erhalten, ist bisher unklar.

[Update] Einladung [/Update]

Google Voice
You are invited to open a free Google Voice account. To accept this invitation and create your account, visit https://www.google.com/voice/inv/8FgkTBC1DmwVsMkmg7CZdzjwKI794e2403e8620227
If you haven't already heard about it, Google Voice is a free service that makes using your phone much better!
You can either use Google Voice with your existing mobile phone number and get:
  • Voicemail like email, with automatic transcriptions sent via email and SMS
  • Low cost international calls to the entire world
  • Custom voicemail greetings based on who is calling
OR choose a new Google phone number to get these additional features:
  • One phone number that rings all your phones
  • The ability to send and receive SMS messages via email
  • Spam filter to block unwanted callers
To learn more about these options before registering, visit: http://www.google.com/voice/about
We hope you enjoy Google Voice!

The Google Voice Team

Google Wave

Google Wave: die perfekte Welle?

Im Mai 2009 stellte Google der Welt den Kommunikationsdienst Wave vor: das Tool, das zukünftig die E-Mail ersetzen soll. Auf Einladung hin konnte man seit September 2009 am Testbetrieb teilnehmen. Seit Mai 2010 kann jeder Google Wave nutzen, und der Dienst bietet einige hochinteressante Funktionen.

Gemeinsam Ideen entwickeln

Jeder Teilnehmer einer Welle kann eigene Beiträge schreiben und fremde Beiträge bearbeiten. Die Änderungen werden für alle in Echtzeit sichtbar – man kann also live zusammenarbeiten, auch wenn die beteiligten Computerarbeitsplätze über die ganze Erde verteilt sind. Dabei kennt jeder Teilnehmer immer die aktuelle Version des Austauschs. Und wer bei einer Sitzung nicht live dabei sein konnte, erhält eine automatische Benachrichtigung, dass an der Welle gearbeitet wurde. Mithilfe eines Zeitstrahls kann man die bisherigen Beiträge in chronologischer Reihenfolge mitverfolgen und so nachvollziehen, welche Arbeitsschritte zum aktuellen Stand geführt haben.




Referenzmaterial anhängen

In der Welle können auch Dateien hinterlegt werden. Arbeitet man beispielsweise an einem Text oder einer Präsentation auf Basis einer Studie, kann das Ausgangsmaterial hier für alle Teilnehmer bereitgestellt werden. Für die optimale Nutzung sollte man allerdings der Versuchung widerstehen, Änderungen ins Dokument zu schreiben und die neue Version hochzuladen. Viel effektiver ist es, den Dokumenteninhalt in die Welle zu transportieren und dort direkt kooperativ zu bearbeiten.

Erweiterungen nutzen

Mit der gemeinsamen Arbeit an Texten ist die Leistungsfähigkeit jedoch nicht erschöpft. Zahlreiche Extensions von Drittanbietern liefern weitere Funktionen: von einem einfachen Ja-nein-Abstimmungstool über Karteneinbindung bis hin zu Online-Mindmapping und Video-Chats. Legt man die Extension-Vielfalt eines Webbrowsers als Maßstab an, sind hier noch viele intelligente Ergänzungen zu erwarten.

Der Wermutstropfen

Wo liegt der Haken? Aktuell wird ein Google-Account zur Nutzung von Google Wave benötigt, und alle Daten liegen auf Google-Servern. Für hochsensible Projekte ist das Tool daher noch nicht geeignet. Doch auch hier gibt es einen Silberstreif am Horizont: Die Freigabe der Software ist geplant, so dass Wave-Server bald auch in geschützten Netzwerken eingerichtet werden können.